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nati622

Die letzte Reise

Bereits zweimal durften wir die Erfahrung machen, eine Seele beim Sterben zu begleiten. Unser lieber Baldrian starb mit 19 Jahren einen natürlichen Tod und unsere liebe Felicia verlor den Kampf gegen den Krebs. Nun liegt unsere älteste Ziege, Bona, seit ein paar Tagen im Stall und sie kann nicht mehr aufstehen. Das Liegenbleiben ist ein Starten des Sterbeprozesses bei Ziegen. Der Kopf ist noch aktiv, Bona frisst und trinkt, reklamiert und reagiert als wäre alles in bester Ordnung. Nur der Körper ist zu schwach und bereitet sich vor auf die letzte Reise.


Ich weiss noch genau, wie wir vor vier Jahren hier eingezogen sind. Wie alles neu war für uns. Plötzlich waren wir verantwortlich für fünf Geissen. Bona war eine davon. Sie kam einige Jahre zuvor zu den Vorbesitzern des Zylahofes. Sie kam mit Felicia und Benigna aus einer Haltung, die viel von ihnen forderte. Sie wurden zwar sehr geliebt, aber waren z.b. im Winter im Stall angebunden. Eine altmodische Art der Ziegenhaltung. Bona hiess damals Princess, ein Name der irgendwie passend, aber auch unpassend war. Sie ist eine mutige, starke Persönlichkeit, eigentlich die geborene Chefin. Wenn da nicht ihr kleiner Körper wäre, der sie immer wieder an die unterste Stelle der Rangordnung zwang. So war sie nun die letzten Jahre die gute Seele an der Seite von Fidelius, unserem Chef Geissbock. Er war auch der einzige, der ihr Schutz gewährte, wenn es im Sommer starke Gewitter gab oder im Winter kalt war. Er liess sie auch manchmal fressen und beschützte sie ab und zu vor heftigen Attacken der anderen, wenn sie es zu bunt trieben. Vor einigen Wochen begannen die jungen Böcke unsere Bona sehr zu plagen. Wir haben sie immer wieder separiert damit sie zu kräften kommt und fressen kann. Ziegen sind leider echt erbarmungslos wenn es um die Rangordnung geht.


Nun, letzte Woche am Mittwoch lag Bona auf dem Rücken im steilen Gelände. Sie konnte sich nicht mehr selber aus dieser Position befreien. Ich war alleine Zuhause, Patrik am arbeiten und Enea schlief im Kinderwagen. Unser Nachbar kam mir zu Hilfe. Wir luden Bona in eine Garette und fuhren mit ihr in den Stall. Dort legten wir sie ins Heu. Die Tierärztin gab ihr etwas gegen die Würmer, gegen Kokzidien, ein paar Vitamine und etwas gegen die Schmerzen. Wir dachten, sie würde sich wieder erholen. Inzwischen ist uns klar, Bona hat sich bereits auf den Weg gemacht, sie wird nie mehr aufstehen. Wir unterstützen unsere kleine "Prinzessin" nun so gut wir können. Wir massieren ihre müden Knochen, Entfernen regelmässig den Kot, bringen ihr Emd, Brombeerenblätter, Efeu, Löwenzahn, Äpfel, Birnen - einfach alles was sie so gerne isst. Bringen ihr Wasser, Räuchern mit Palo Santo und gehen sie so oft es geht besuchen und setzen uns zu ihr.


Unsere "Oma" ist inzwischen etwa 16 oder 17 Jahre alt, es war uns klar, dass diese Zeit kommen wird und trotzdem ist es immer eine intensive Zeit. Und am Ende verlieren wir jedesmal einen Wegbegleiter, einen liebgewonnenen Freund oder eine liebgewonnene Freundin.


Wir möchten uns auch nochmal ganz herzlich bei der lieben Spenderin bedanken, die uns einen Zustupf für die Tierarztkosten geschickt hat. Wir sind unendlich dankbar dass so viele Gedanken bei unserer lieben Bona sind und so viele von euch ihr gute Energien, Liebe und Kraft schicken.


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